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10.06.2022 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten - 337

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Ralph Vaughan Williams reiht sich in die Reihe der Komponisten ein, die über die neunte Sinfonie nicht hinausgekommen sind. Heute soll es aber um seinen  sinfonischen Erstling gehen: A Sea Symphony.

Als der Komponist 1903 mit der Arbeit an der Sinfonie begann, hatte er das 30. Lebensjahr bereits überschritten und einige Lieder, Kammermusikwerke und kurze Orchesterstücke komponiert, jedoch noch keine nationale Reputation erlangen können. A Sea Symphony wurde 1909 vollendet und im folgenden Jahr beim Leeds Festival uraufgeführt. Zusammen mit der Tallis-Fantasie, die nur wenige Wochen zuvor beim Three Choirs Festival uraufgeführt wurde, begründete sie Vaughan Williams' festen Platz im englischen Musikleben.

Das Meer - der Mensch - die Schifffahrt: Das sind die Themen der Sea Symphony. Zu den Worten des amerikanischen Dichters Walt Whitman ("Leaves of Grass" in den ersten drei Sätzen, "Passage to India" im Finale) hat Vaughan Williams ein eindrucksvolles Gemälde der tobenden Wellen und pfeifenden Winde in schnell wechselnden Harmonien und Takten musikalisch umgesetzt, unvorhersehbar wie die wilde See. In immer neuen Farben beschwört die Choral-Sinfonie alle denkbaren Meeresstimmungen herauf: Die Weite und Erhabenheit des Ozeans, den stolzen Zug der großen Schiffe, die unbändige Energie und auch zerstörerische Kraft der Wellen. Die Sea Symphony ist Meeres-Musik par excellence und eine der ersten Sinfonien, bei der der Chor als ständiges Element verwandt wird. Ihre Entstehung und Uraufführung liegen fast zeitgleich zu Gustav Mahlers achter Sinfonie, die ebenfalls mit einem ständig präsenten Chor arbeitet. Im Kern dreht sich dieses Werk jedoch nicht so sehr um Naturschilderungen des Ozeans als um deren Versinnbildlichung: Der Mensch wird als Seefahrer begriffen, als rastlos Suchender nach dem Geheimnis des Universums im ewigen Wogen des Meeres. 
 
Eine großartige Aufführung dieses Werks habe ich vor einigen Jahren  in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin erleben können. Meine heutige Empfehlung stammt von den BBC Proms aus der Londoner Royal Albert Hall vom 12. Juli 2013: Es singen und musizieren Sally Matthews (Sopran), Roderick Williams (Bariton), der BBC Proms Youth Choir, der BBC Symphony Chorus und das BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Sakari Oramo:
 
www.youtube.com/watch

Eine weitere Aufführung stammt aus Liederhalle Stuttgart vom 4. März 2018. Laura Aikin (Sopran), Michael Nagy (Bariton), die Gaechinger Cantorey und das SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Dennis Russell Davies sind im folgenden Link zu sehen:
 
www.youtube.com/watch

Beitrag von NR