Gedanken zum (Sonn-) Tage (15. März) von Ihrem Pastor Thomas Posten
Liebe Leserin, lieber Leser,
aufwühlende Zeiten, von Tag zu Tag überschlagen sich die Meldungen, von Tag zu Tag spüren wir, wie etwas auf uns zurollt, was wir nicht genau einschätzen können. Etwas das uns auch immer mehr einschränkt. Aus Angst kaufen Menschen mehr ein als sie brauchen, aus Angst, es könnte zu Engpässen führen. Auch wenn diese Angst irrational ist und einer Grundlage entbehrt.
Es wird viel an unsere eigene Verantwortung appelliert. „Soziale Distanzierung“ ist das oberste Gebot, d. h. seine persönlichen Kontakte auf ein Minimum beschränken. Eine gewisse Zeit auf Abstand zu gehen.
Ich muss Ihnen sagen, das fällt mir als kommunikativer Pastor unendlich schwer. Das gehört sozusagen zu meinem Beruf. Ich darf im Moment nicht das tun, was mich, was Kirchengemeinde ausmacht: Sich zu besuchen, sich zu versammeln, sonntags im Gottesdienst, dienstags in der Frauenhilfe, samstags mit den Konfirmanden, und in den Osterferien nach Mansfeld fahren und eine intensive Woche mit den Jugendlichen zu verbringen. Ostern ohne „Christ ist erstanden“ in der dunklen Kirche zu feiern. Noch unvorstellbar, aber schon Realität.
Mancher diskutiert noch drüber, ob das alles nötig sei?! Wir setzen uns weit auseinander, wir schütteln keine Hände, die Enkel kommen nicht zu den Großeltern. Mancher fühlt sich sicher: Ich gehöre ja nicht zu einer Risikogruppe.
Ich bin in meinem Leben kein Panikmacher, und will das auch nicht in meinen Dörfern verbreiten. Ich weiß mich getragen von meinem Gott, der mich und meine Lieben auch durch schwere Zeiten bringen wird.
Dieser Gott fordert mich aber auch auf: Liebe deinen Nächsten! Und Nächstenliebe heißt zur Zeit: Denk an die Schwachen, die mit eingeschränkter Gesundheit, mit schwachem Immunsystem, die gerade eine Chemo hinter sich haben, die chronisch krank sind. Wie viele Operationen werden gerade verschoben damit die Betten frei bleiben!
Und für mich ist ein Stück Nächstenliebe zur Zeit, mich Ihnen anders zuzuwenden. Meine Gedanken zum Tage aufzuschreiben, in den Briefkasten einzuwerfen, in der Kirche auszulegen.
Im Alten Testament gibt es die Geschichte wie Abraham für die Stadt Sodom bittet. Er bittet für die Gerechten in der Stadt. Toll, dass man auch so mit seinem Gott reden kann und ihn herausfordern kann! Mach doch, Gott! Ich erinnere dich an deine Gerechtigkeit! Und Abraham bittet und bittet, schlussendlich auch nur um die 10 Gerechten in der Stadt, weswegen sie vom Untergang verschont bleiben sollte. Gott lässt sich in der Diskussion mit Abraham erweichen.
Wozu sind wir fähig? Um des einen Schwachen willen?
Einige wissen, dass ich auch etwas Fußball-afin bin. Fußballspiele wurden abgesagt. Gerne höre ich auch die Pressekonferenzen von Trainer Jürgen Klopp aus Liverpool, er nennt sich „the normal one“ (der ganz Normale), das macht ihn für viele auch so sympathisch, weil er so unkompliziert rüberkommt und Klartext redet. Von ihm heißt es in der Zeitung „Die Welt“:
"Es ist gut möglich, dass Jürgen Klopp um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird. Eine Annullierung der Saison in der Premier League ist nicht mehr ausgeschlossen. Liverpools Trainer machte aber klar, dass es Wichtigeres gibt.
Trainer Jürgen Klopp hat sich in einer schriftlichen Botschaft an die Fans des FC Liverpool gewandt und eindringlich um Verständnis für die Spielabsagen in der Premier League wegen der Coronavirus-Krise geworben.
„Ich habe bereits gesagt, dass Fußball immer das Wichtigste unter den unwichtigen Dingen ist. Heute sind Fußball und Fußballspiele überhaupt nicht mehr wichtig", schrieb der deutsche Coach am Freitag in einem Beitrag auf der Homepage des Champions-League-Siegers von 2019.
„Natürlich möchten wir nicht vor einem leeren Stadion spielen, und wir möchten nicht, dass Spiele oder Wettbewerbe ausgesetzt werden. Wenn dies jedoch dazu beiträgt, dass eine Person gesund bleibt – nur eine –, werden keine Fragen gestellt“, schrieb Klopp.
Klopps Botschaft: Es geht um das Wohl der Gesellschaft!
Der FC Liverpool steht kurz vor dem Gewinn des ersten Meistertitels in der höchsten englischen Spielklasse seit 30 Jahren. Die Premier League hat ihren Spielbetrieb wegen der Coronavirus-Pandemie bis zum 3. April unterbrochen. Auch eine Annullierung der Saison ist nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen."
Aus christlicher Sicht sage ich, alles was wir tun, und alles was wir im Moment mal sein lasen, wenn das dazu beiträgt, dass auch nur einer oder eine gesund bleibt, dann lasst uns das tun.
Bleiben sie wohl behütet und gesund!
Ihr und Euer Pfarrer Thomas Posten
Info:
Einladung zum Vaterunser Gebet von zuhause aus:
Kirche Abbenrode: 10 Uhr Geläut zum Vaterunser Gebet
Kirche Destedt: 10 Uhr Geläut zum Vaterunser Gebet
Kirche Hemkenrode: 10 Uhr Geläut zum Vaterunser Gebet
Kirche Erkerode: 10 Uhr Geläut zum Vaterunser Gebet
Kirche Lucklum: 10 Uhr Geläut zum Vaterunser Gebet
Offene / Stille Kirche:
Hemkenrode: samstags/sonntags: 10-18 Uhr
Destedt: täglich: 17-19 Uhr, sonntags 10-19 Uhr.
Nutzen Sie die Stille, den Kirchenraum - jeder für sich - mit Abstand - denn der kann Leben retten!