Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
Musik von Johann Sebastian Bach eröffnet die neue Woche: Die Englische Suite Nr. 2 a-Moll BWV 807.
Johann Sebastian Bach war ein junger Virtuose von 30 Jahren, als er seine sechs Englischen Suiten komponierte. Entstanden sind sie zwischen 1714 und 1717 am Weimarer Hof, als Gegenstück zu Bachs großen Weimarer Orgelwerken und als Konzertrepertoire für den Cembalisten Bach. Was für den jungen Beethoven in Wien seine frühen Klaviersonaten, das waren diese Suiten für den jungen Bach: Konzertstücke zur Präsentation seiner exorbitanten Virtuosität.
Die Englischen Suiten sind Bachs erster Zyklus von Cembalosuiten. Es waren ausgesprochene Konzertsuiten, mit denen sich der aufstrebende junge Cembalist aus Thüringen bei den größeren Höfen Mitteldeutschlands vorstellte, etwa in Gotha oder in Dresden. Seine cembalistische Feuerprobe bestand Bach 1717 am Dresdner Hof, als man ihn zum Wettstreit mit dem berühmten Pariser Organisten und Cembalisten Louis Marchand einlud. Bekanntlich räumte der Franzose das Feld, noch bevor es zum „Showdown“ gekommen war, nachdem er heimlich eine Kostprobe von Bachs Kunst erhascht hatte. Es ist hoch wahrscheinlich, dass Bach die Englischen Suiten zu diesem Anlass mit nach Dresden nahm – als Beweis seiner cembalistischen Fähigkeiten, aber auch als Beleg seiner kompositorischen Reife, da es ihm gelungen war, im französischen Stil so vollendet zu schreiben wie die Franzosen selbst.
Die Englischen Suiten erhielten ihren Beinamen deshalb, weil Bach sie angeblich „für einen vornehmen Engländer gemacht hat“, wie Johann Nikolaus Forkel in seiner Bach-Biographie von 1802 aus unbekannter Quelle berichtete. Prompt übernahm ein Leipziger Verleger diesen Hinweis in die Erstausgabe, die drei Jahre später im Aufwind der Bach-Renaissance erschien.
Aus den sechs Englischen Suiten habe ich heute eine für Sie ausgewählt. Ivo Pogorelich ist im folgenden Link mit Bachs Englischer Suite Nr. 2 a-Moll BWV 807 zu sehen, aufgezeichnet im Oktober 1986 im Palazzo Palladiana di Caldogno in Vincenza:
www.youtube.com/watch