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29.10.2021 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 243

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

oft hat man Gaetano Donizettis Oper "Der Liebestrank" als "Tristan und Isolde" für Arme bezeichnet, da in beiden Opern ein vermeintlich guter Tropfen eine Schlüsselrolle spielt - trotz der gelungenen Pointe wird man beiden Werken damit nicht gerecht. In der Rekordzeit von nur zwei Wochen komponierte Gaetano Donizetti seinen "Liebestrank", ohne zu ahnen, dass er damit einen Meilenstein in der Geschichte der Opera buffa erschaffen sollte. Der köstliche Spaß, den das Werk seit der Uraufführung 1832 in Mailand verbreitet, ist bis heute ungebrochen und begeistert das Publikum weltweit.

Nemorino, verliebt in die wohlhabende Adina, fällt auf den reisenden "Arzt" Dulcamara herein. Dieser ist nichts anderes als ein großer Schwindler, der ganz normalen Wein als Liebestrank anbietet. Nemorino kauft ihn nur allzu gerne, denn er hofft, damit seinem Liebesglück auf die Sprünge helfen zu können. Schließlich, so denkt er, zeigte ein Liebestrank auch bei Tristan und Isolde einst Erfolg. Zu seinem Leidwesen geht die Angebetete aber auf die Avancen des Sergeanten Belcore ein. Dass sich Adina schließlich doch Nemorino zuwendet, führt er auf die Wirkung des "Liebestranks" zurück, was nicht ganz falsch ist, denn der Wein nimmt Nemorino immerhin seine Schüchternheit.

Mit viel Humor gespickt ist die Geschichte in Donizettis komischer Oper. Gleichwohl nimmt seine an eingängigen Melodien reiche Musik die Protagonisten ernst, ergründet auch die Tiefen seelischen Erlebens und bleibt dabei doch immer leichtfüßig. Übrigens: Dass Donizetti, der mit 38 Jahren bereits 50 Opern zu Papier gebracht hatte, in einer wahnsinnigen Schnelligkeit komponierte und damit den Wunsch des damaligen Opernpublikums nach immer neuer Unterhaltung zu erfüllen versuchte, brachte ihm nicht nur Zuspruch ein. Von Heinrich Heine ist die spöttische Bemerkung überliefert, dass Donizetti in seiner Fruchtbarkeit nur den Kaninchen nachstehe…

In "Faszination Klassik"@Home hatte ich Ihnen in der vergangenen Woche den Opernregisseur Otto Schenk vorgestellt - heute soll eine seiner erfolgreichsten Inszenierungen aus dem Jahr 1980 an der Wiener Staatsoper folgen. Die Inszenierung wird noch immer dort gespielt; 2005 wurde Donizettis "Liebestrank" aufgezeichnet, und die Besetzung lässt das Herz eines jeden Opernfreundes sofort höher schlagen: Rolando Villanzón (Nemorino), Anna Netrebko (Adina), Leo Nucci (Belcore) und Ildrebrando D'Arcangelo (Dulcamare) sind in den Hauptrollen zu sehen, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper werden geleitet von Alfred Eschwé.

Wer schon einmal einen humorvollen Ausschnitt sehen möchte, schaut sich einfach den folgenden Link an:

www.youtube.com/watch

Und zum Abschluss die vollständige Oper - die Aufführung dauerte an diesem Abend rund zehn Minuten länger, da das Publikum nach der berühmten Arie "Una furtiva lagrima" so stark applaudierte, dass tatsächlich ein Da capo fällig war:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler