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08.04.2022 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten - 310

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
 
in der Reihe "Sieben Wochen MIT Mozart" folgt heute das Klavierkonzert Nr. 25 C-Dur KV 503.

Als Mozart am 4. Dezember 1786 dieses Konzert in sein Verzeichnis eigener Werke als vollendet eintrug, ahnte er wohl kaum, dass seine große Zeit in Wien zu Ende ging. Hätte er sonst in diesem Winter solche Monumentalwerke schaffen können? Schon zwei Tage später war die "Prager" Sinfonie D-Dur KV 504 abgeschlossen, danach begann er mit dem C-Dur-Streichquintett. Kurz nach der Fertigstellung des Konzertes reiste Mozart nach Prag, wo er dieses vermutlich auch spielte.
 
Während Mozart mit der Entdeckung des Quintettgenres eine neue Schaffensphase eröffnete, trägt das Klavierkonzert Züge einer abschließenden Bilanz seines Konzertstils. Mozart geht scheinbar routiniert voran und baut das Konzert quasi mit "neutralem Material", schon das Kopfthema besteht aus einer Reihe völlig konventioneller Akkorde. In der harmonisch und rhythmisch unendlich raffinierten Verarbeitung liegt die Genialität des Konzerts. Es zählt zu den wenigen Mozartkonzerten, die nicht "von alleine laufen", sondern den Pianisten mit Problemen konfrontieren: Wie stelle ich mich zu einer Klangmacht und zu Dimensionen, die einzigartig sind in Mozarts Werk? 

Das C-Dur-Konzert ist neben dem Klavierkonzert c-Moll KV 491, das ihm unmittelbar vorausging, Mozarts imposanteste Arbeit dieser Gattung - vor allem der erste Satz: Das eröffnende Allegro ist mit knapp 15 Minuten der längste Konzertsatz in Mozarts Werken. Der Solist muss gut zweieinhalb Minuten warten, bis er ins Geschehen mit einsteigen kann. Der zweite Satz, das Andante, vereint mit seiner ruhigen und friedvollen Ausstrahlung Poesie und Einfachheit, wobei sich der Rhythmus ununterbrochen wandelt. Im übermütigen Finalsatz hingegen gelangt das heitere und virtuose Element vollends zum Durchbruch. Insgesamt finden sich in diesem Werk sowohl Verspieltheit wie auch Tiefe, Lebensfreude genauso wie Melancholie. Und wenn alles angemessen zur Geltung kommt, wird das Publikum am Schluss nicht wissen, ob es vor Glück lachen oder weinen soll. 

Drei Mitschnitte empfehle ich Ihnen heute sehr gerne - zunächst Francesco Piemontesi mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Manfred Honeck, aufgezeichnet in der Frankfurter Alten Oper am 27. März 2015:

www.youtube.com/watch

Paul Lewis spielte am 30. Juli 2013 im Rahmen der BBC Proms gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Daniel Harding in der Londoner Royal Albert Hall:

www.youtube.com/watch
 
Und zum Schluss noch eine Dokumentation einer CD-Aufnahme, die Interpreten konnte man schon vor einigen Wochen bei Mozarts Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482 über die Schulter schauen: David Fray hat das C-Dur-Konzert KV 503 ebenfalls im August 2010 in den legendären Abbey Road Studios in London mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Jaap van Zweden eingespielt:
 
www.youtube.com/watch

Beitrag von NR