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17.11.2020 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

"Faszination Klassik"@Home

3. Ausgabe des Newsletters

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

"Faszination Klassik"@Home endet heute mit einer Doppelausgabe - aber an erster Stelle soll ein großer Dank an all diejenigen erfolgen, die unser diesjähriges Alternativformat so großzügig mit Spenden bedacht haben. 1.380,00 Euro sind bisher zusammengekommen - das ist großartig! Die Spenden werden der Kirchenmusik in der Propstei Königslutter im kommenden Jahr zugute kommen.

Nun aber zu unserer letzten Ausgabe: Unser erster Film ist einer besonderen Musikerin gewidmet, deren Karriere durch eine tragische Krankheit frühzeitig endete: 

Jacqueline du Pré.

Mitte der 60-er Jahre, ein Cellokonzert im Radio: Ein blühender, gesanglicher Ton von unerhörter Intensität und eine leidenschaftliche Interpretation, die ganz anders war als alles, was man im Konzertsaal gewohnt war: Jacqueline du Pré. Sie musizierte mit den besten Dirigenten und Orchestern sowie, auch kammermusikalisch, einer Anzahl nur wenig älterer aber ebenso bekannter Solisten. Wer je ein Konzert mit ihr hörte, war überwältigt von ihrer schieren Musikalität, ihrer Sinnhaftigkeit und Spontaneität.

Gerade die unmittelbare Natürlichkeit und das Feuer ihrer musikalischen Präsenz überdeckte jedoch ihr Lebensschicksal. Die erst 26-jährige Cellistin muss eine Einspielung abbrechen; es wird ihre letzte bleiben. Jacqueline du Pré ist an Multipler Sklerose erkrankt. Nach zwei Jahren sich immer weiter verschlechternder Gesundheit gibt sie am 25. Januar 1973, einen Tag vor ihrem 28. Geburtstag, in New York das letzte Konzert mit ihrem Mann Daniel Barenboim. Das Brahms-Doppelkonzert mit Pinchas Zukerman unter Leonard Bernstein im Februar wird zum katastrophalen Ende ihrer Karriere. Sie stirbt 1987 nach einem langen Leidensweg im Alter von 42 Jahren in London.

Christopher Nupens Film "Jacqueline du Pré - wer war sie wirklich?" konzentriert sich auf ihre Persönlichkeit, wie sie von den Menschen, die sie am besten kannten, gesehen wurde. Zu Wort kommen u. a. Daniel Barenboim, Zubin Mehta, Pinchas Zukerman, Itzhak Perlman, Dietrich Fischer-Dieskau und Vladimir Ashkenazy. Sie bezeugen einstimmig: Jacqueline du Pré strahlte musikalisch und menschlich einen ungeheuren Zauber aus, dem alle erlagen.

https://www.youtube.com/watch?v=KRuQBOPVzMM

Vor einigen Tagen habe ich in meinem Newsletter "Musik in schwierigen Zeiten" bereits ein besonderes Instrument vorgestellt: Die Orgel von Notre-Dame in Paris - um sie geht es in dem zweiten Film. Die Kirche hat im vergangenen Jahr weltweit Schlagzeilen gemacht. Bei dem Großbrand am 15./16. April 2019 wurde das historische Bauwerk der Kathedrale Notre-Dame de Paris teilweise zerstört. Der Pariser Feuerwehr gelang es nach etwa vier Stunden, den Brand im Wesentlichen auf den hölzernen Dachstuhl zu begrenzen. Die Westfassade mit den Haupttürmen, die Wände des Mittelschiffs nebst Strebewerk sowie große Teile des Deckengewölbes und die Seitenschiffe und Chorumgänge blieben weitgehend stabil. Die reiche Ausstattung der Kirche, darunter auch die Hauptorgel, blieb größtenteils erhalten, wurde jedoch teilweise durch Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser verschmutzt und beschädigt.

Seit September 2020 wird die große Orgel abgebaut. Das 1733 von Antoine Calvière geschaffene und 1867 von Aristide Cavaillé-Coll überholte Werk mit seinen 8.000 Pfeifen und 115 Registern hat relativ wenig gelitten und beim Brand im letzten Jahr auch kaum Löschwasser abbekommen. Es muss aber bis in die winzigsten Einzelteile zerlegt und von Ruß und Bleistaub befreit werden. Die Restaurierung wird bis 2024 dauern.

In der Dokumentation von Isabelle Julien, die 2015 entstand, führt Olivier Latry, Organist der berühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris, hinein in das Innerste der kostbaren Orgel von Notre-Dame. Nachdem sie während der Französischen Revolution in Mitleidenschaft gezogen wurde, restaurierte Aristide Cavaillé-Coll die Orgel der Notre-Dame im 19. Jahrhundert. Er war einer der berühmtesten Orgelbaumeister seiner Zeit und machte aus dieser sein Meisterstück. Unter den vielen Reichtümern der Kathedrale ist die Orgel von Cavaillé-Coll der Stolz der Notre-Dame, und Maßnahmen zur Modernisierung werden nur unter höchster Rücksichtnahme auf die bestehende Struktur durchgeführt.

Mit der Begeisterung und Hingabe eines Kenners erklärt Olivier Latry ihren Aufbau sowie ihre Besonderheiten und lässt gleichzeitig ihre bewegte Geschichte Revue passieren. Früher durften Orgeln nur zur Begleitung von Messen verwendet werden. Mit der Zeit jedoch setzten sie sich auch als Musikinstrument durch und inspirierten die Avantgarde-Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. In Frankreich gehören Kathedralen dem Staat und der Pfarrer benennt einen Verantwortlichen für die Orgel, den sogenannten Titularorganisten.

Olivier Latry knüpft mit seinem Spiel an die künstlerische Tradition berühmter Titularorganisten von Louis Vierne bis Pierre Cochereau an. Ihr Repertoire, das neben geistlicher zunehmend auch weltliche Kompositionen umfasste, verleiht der Orgel den ihr gebührenden Platz in der Musikwelt. Ungewöhnlich sind bis heute die Arbeitszeiten der Organisten, die sich zum Üben nachts in der Kathedrale einschließen. Eine Spielerfahrung der besonderen Art, denn das menschenleere Bauwerk bringt die Klangkraft und die Eleganz des Instruments besonders zur Geltung.

https://www.youtube.com/watch?v=O3-dJ5By5DQ

Und auch diesmal hat unser Spendenaufruf das Schlusswort: Wenn Ihnen unsere Reihe "Fasziantion Klassik"@Home gefallen hat und Sie unsere geplanten Konzertprojekte für das kommende Jahr unterstützen möchten, sind Ihre Spenden sehr willkommen; wir bitten um Überweisung auf folgendes Konto:

Freundeskreis Propsteikantorei Königslutter e. V.

Verwendungszweck: Spende Kirchenmusik 2021

Volksbank Wolfenbüttel-Salzgitter

IBAN: DE61 2709 2555 5022 9656 00

Herzliche Grüße aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler