Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
mit südamerikanischen Rhythmen startet dieser Newsletter in die neue Woche: Das heutige Musikstück ist George Gershwins Cuban Overture.
1931 hatte sich Gershwin mit dem Musical "Of Thee I Sing" endgültig am Broadway etabliert. Um seine Stellung auch im Metier der Konzertmusik zu festigen, fand am 16. August 1932 im New Yorker Lewisohn Stadium vor 18.000 Besuchern ein Konzert mit dem New York Philharmonic statt, in dem ausschließlich Werke Gershwins zu hören waren. Auf dem Programm standen unter anderem sein Concerto in F und An American in Paris, jenes musikalische Souvenir, das Gershwin von seiner Europareise 1928 mitgebracht hatte.
Als Uraufführung war aber noch ein weiteres Reiseandenken zu hören: Anfang 1932 hatte Gershwin einen Kurzurlaub nach Kuba unternommen. Im Hotel angekommen, wurde er von einer Rumba-Band überrascht, die sich unter seinem Fenster versammelt hatte, um den berühmten Gast ein Ständchen zu bringen. Gershwin war sofort von den Tanzrhythmen der kubanischen Musik fasziniert und schrieb binnen drei Wochen eine Orchesterkomposition in diesem Stil. Sapo Cubano (Klanghölzer), Bongo, Guiro und Maracas entfachten ein rhythmisches Feuerwerk, das laut Meinung eines Rezensenten sogar Ravels Boléro an Lebendigkeit übertreffe. Laut einer Angabe Gershwins auf der Titelseite der Partitur sollen die Musiker mit den genannten Perkussionsinstrumenten vor dem Orchester Aufstellung nehmen. Er wollte damit noch akustische Vorteile erzielt wissen, aber auch die Besonderheit der Instrumente optisch herausstellen.
Heftig bewegte Rahmenteile mit demselben thematischen, im ersten Abschnitt polyphon aufgefächerten und im dritten Abschnitt wirkungsvoll verdichteten musikalischen Material umgeben einen ruhigeren Mittelteil, in dem ein Kanon ausgebreitet wird. Polytonale Behandlung der Melodik und vertrackte rhythmische Passagen weisen die Cuban Overture als sehr fortschrittliche Komposition aus. Sie reißt aber unmittelbar mit und erweist sich wahrhaft als das, was Gershwin mit ihr verwirklichen wollte: das "Wesen des kubanischen Tanzes zu verkörpern" .
In dem erwähnten Stadion-Konzert wurde das Stück noch unter dem ursprünglichen Werktitel "Rumba" aufgeführt. Für die erste Aufführung im geschlossenen Konzertsaal der Metropolitan Opera am 1. November 1932 änderte Gershwin den Titel in Cuban Overture. Gershwin begründet diese Entscheidung folgendermaßen: "Wenn die Leute "Rumba" lesen, denken sie an den "Peanut Vendor" oder ähnliche Schlager. "Cuban Overture" entspricht besser der Absicht und dem Charakter der Musik."
Unser heutiger Mitschnitt kommt aus Salt Lake City: Das Utah Symphony Orchestra spielte Gershwins Cuban Overture am 15. November 2019 unter der Leitung von Conner Gray Covington:
www.youtube.com/watch