„Soll die Kirche politisch sein? Um diese Frage wird gestritten. Manchen ist die Kirche zu politisch, anderen nicht politisch genug. Für die einen mischt sie sich zu viel ein in die politischen Auseinandersetzungen, für die anderen noch längst nicht genug. Die Frage ,Soll die Kirche politisch sein?‘ klingt so, als gäbe es eine Wahl, als könnte die Kirche nicht-politisch oder unpolitisch sein. Hat die Kirche also eine Wahl? Nein, auch wenn die Kirche unpolitisch wäre, wäre
sie politisch. Wenn sich die Kirche den Fragen und Problemen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und der politischen Entscheidungen verweigern würde, wäre auch dies nicht unpolitisch, sondern höchst politisch. Ein Rückzug hinter die vermeintlich sicheren Kirchenmauern und die nur noch private Sorge um das Heil der Einzelnen wären nicht unpolitisch. Der Rückzug würde den öffentlichen Raum und den politischen Prozess, das Ringen um die Grundfragen des Zusammenlebens schlicht anderen Mächten und Gewalten überlassen. Dies aber darf, um Gottes und der Menschen willen, nicht sein.
Die Kirche ist öffentlich und sie ist politisch, weil diese Welt von Gott geschaff en ist und weil Gott sie so sehr geliebt hat, dass er in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, um sie mit sich zu versöhnen und sie heilsam zu verwandeln. Diese rettende Liebe Gottes zu bezeugen und ihr handelnd zu entsprechen – dies ist der Auftrag der Kirche und dieser Auftrag ist eminent politisch.“1
So leitet Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen seinen Text „Für eine Öffentliche Kirche – Warum Glaube politisch ist“ 1 ein. Bewusst haben wir uns entschieden, unseren Kirchturm mit einer Botschaft zu versehen: Geht wählen! Und wenn ihr wählt, dann schaut auf euren Nächsten und eure Nächste. Habt die Würde jedes Menschen im Blick. Es geht um Zusammenhalt – bei uns in Deutschland genauso wie auf unserem zerbrechlichen Planeten. Einfache Antworten auf komplexe Fragen helfen nicht weiter (auch, wenn das schön wäre). Für die wenigsten gibt es gerade die eine Partei, die zu den eigenen Überzeugungen passt – insbesondere mit Blick in die Wahlprogramme und nicht nur auf Plakatslogans. Doch gerade deshalb nötigen Sie sich selbst und bleiben sie politisch, gehen Sie wählen und behalten sie Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt beim Kreuz setzen im Kopf!
1 Aus: Nächstenliebe leben. Klarheit Zeigen.Handreichung zu Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit. 2019 ökumenischen Arbeitsgemeinschaft, Kirche für Demokratie und Menschenrechte‘ in Sachsen.